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16
Mit dem Morgen begannen auch das Gedränge und die Geschäftigkeit, die für London so typisch waren: Autos, Busse und Menschen eilten die Straßen auf und ab, alle schienen zu wissen, was sie zu tun hatten und wohin sie gehörten. Der Geruch nach Diesel vermischte sich mit weitaus verlockenderen Düften, die aus einer nahe gelegenen Bäckerei strömten.
Mein Magen knurrte und ich drückte die Papiertüte mit Proviant, die Belinda mir aufgedrängt hatte, an mich. Ich würde noch genug Zeit zum essen haben, wenn ich erst einmal einen sicheren Ort gefunden hatte, wo ich mich verkriechen konnte. Ich lief einmal um das riesige Gebäude herum, in dem auch der Pub lag, nur für den Fall, dass Adrian sich vielleicht noch hinter dem Haus herumtrieb und auf mich wartete, aber dort war er nicht.
„Aaaah!“ Ich zuckte erschrocken zurück, als Christian auf einmal direkt vor mir auf dem Bürgersteig landete. Ich konnte nur annehmen, dass er vom Balkon in Belindas Wohnung im ersten Stock gesprungen war.
Er schlug den Kragen seines Mantels hoch und zog sich einen Hut a la Indiana Jones tiefer ins Gesicht, während er nach oben blickte. „Du bleibst hier, Allegra. Ich werde der Spur des Verräters folgen.“
Ich blickte ebenfalls hoch. Allie lehnte sich über den Balkon und schrie hinunter: „Er ist es nicht wert, Christian! Auch wenn du die Sonne immer besser verträgst, reicht das noch lange nicht aus, um ihn durch ganz London zu jagen!“
„Vielleicht muss ich ihn ja gar nicht jagen. Vielleicht wird diese hier mir verraten, wo er sich versteckt.“ Er drehte sich um und sah mich an. Bevor ich auch nur mit der Wimper zucken konnte, hatte er die Hände um meinen Hals gelegt, sein Gesicht war nur Millimeter von meinem entfernt, die schwarzen Augen zu Schlitzen verengt. Auf einmal erstarrte er und sog die Luft ein.
„Haben Sie das Ritual der Vereinigung mit dem Verräter vollzogen?“ Er ließ meinen Hals los.
Ich trat zurück und rieb mir über meine misshandelte Haut. „Nicht dass es Sie irgendetwas angeht, aber ja, das habe ich. Und ich würde es wirklich überaus begrüßen, wenn Sie endlich damit aufhören könnten, ihn umbringen zu wollen. Er gehört mir und ich habe nicht vor, ihn Ihnen oder Sebastian oder irgendjemand anderem zu überlassen, der sich einbildet, er hätte ein Hühnchen mit ihm zu rupfen. Also, warum lassen Sie und Bann-Barbie uns nicht endlich in Ruhe?“
„Ich bin eine Beschwörerin, keine Bann-Barbie“, korrigierte Allie mich. „Christian, komm bitte sofort aus der Sonne. Dein Kinn wird schon ganz rot.“
Christian musterte mich aus zusammengekniffenen Augen, als ob er einen Beweis dafür finden wollte, dass ich die Unwahrheit sprach. Ein seltsamer Druck bildete sich in meinem Kopf, eine Berührung, die nicht von Adrian stammte.
„Hören Sie auf der Stelle damit auf!“, schrie ich Christian an und wich vor ihm zurück. „In meinen Kopf darf niemand außer Adrian!“
„Was verbergen Sie?“ Langsam kam er näher.
Ich blieb stehen und hob eine Hand. „Ich kenne einen Fluch, der Ihnen auf der Stelle die Kleidung vom Leib reißt. Wenn Sie nicht sofort damit aufhören, sich in meinen Kopf zu drängen, werden Sie bei lebendigem Leib gegrillt!“
Das hielt ihn auf.
„Oh!“ Allie warf mir einen Blick zu, der mir verriet, dass sie mit mir am liebsten dasselbe machen würde. „Das würden Sie nicht wagen! Rührt euch nicht von der Stelle, alle beide! Ich komme runter!“
Christian warf mir aus dem Schatten seines Hutes einen abschätzenden Blick zu.
Ich hob die Augenbrauen. „Glauben Sie bloß nicht, ich meine es nicht ernst! Ich gehe jetzt. Keine Ahnung, wie Sie uns hier gefunden haben, aber es wird Ihnen bestimmt nichts nutzen, mir zu folgen, weil ich nämlich nicht dahin gehe, wo Adrian ist. Genau genommen weiß ich noch nicht mal, wo er sich aufhält. Also, auf Nimmerwiedersehen, so long, hasta la vista.“
Meine Hände ballten sich zu Fäusten, als ich an ihm vorbeimarschierte; fast erwartete ich, dass er mich festhalten würde, aber er griff nicht nach mir. Stattdessen wartete er, bis ich die Straße schon zur Hälfte hinuntergegangen war, bevor er mir hinterher rief: „Wir sind euch nicht hier hergefolgt. Wir haben Saer gesucht. Was ich nicht verstehe, ist, wieso der Verräter ihn ebenfalls sucht.“
„Wenn Sie sich vielleicht endlich mal fragen würden, wer in diesem Stück der wahre Bösewicht ist, dann würden Sie das begreifen“, sagte ich über meine Schulter hinweg. „Das müssen Sie aber alleine machen, weil ich nämlich keine Zeit habe, zu warten, bis Ihnen endlich ein Licht aufgeht. Dank Ihnen muss ich darauf verzichten, einen Tag mit Adrian auf einer netten, bequemen Liege zu verbringen.“
Als ich um die Ecke am Ende der Straße bog und noch einmal einen Blick zurückwarf, zerrte Allie Christian gerade in eine schwarz gähnende Türöffnung. Ich zuckte mit den Schultern - jedenfalls in Gedanken -, davon überzeugt, dass ich Christian genug Stoff zum Nachdenken geliefert hatte, damit er uns in Ruhe lassen würde.
Allerdings bestand natürlich durchaus die Möglichkeit, dass er mir nicht glaubte. Und aus diesem Grund machte ich mich auf den Weg zur nächstgelegenen U-Bahn-Station. Vor einem Münztelefon zählte ich das Kleingeld, das ich mir zuvor bei Adrian „geliehen“ hatte. Es gelang mir tatsächlich, genug für einen dreiminütigen Anruf nach Übersee zusammenzukratzen, um meine Freundin und Nachbarin Sabrina anzurufen.
„Hallo?“
Ich spähte durch die Menschenmenge zu einer Uhr und rechnete rasch die Zeitverschiebung durch. „Ups, tut mir leid, Sabrina, mir war nicht klar, dass es bei euch erst ein Uhr nachts ist.“
„Nell?“ Ihre Stimme klang benommen vom Schlaf.
„Genau, ich bin's, aber stell jetzt keine Fragen. Ich hab nur noch zweieinhalb Minuten übrig. Du musst für mich ein Hotel in London... äh... warte mal 'ne Sekunde...“ Ich schlug das Telefonbuch auf, blätterte zu den Seiten mit den Hotels und wählte den erstbesten Namen, der mir ins Auge fiel. „Ich möchte, dass du im Dorchester Hotel anrufst.“
„Hotel? Nell? London?“
„Ja, ich bin's und ich bin in London. Ich möchte, dass du mir für ein paar Tage ein Zimmer im Dorchester reservierst. Benutz deine Kreditkarte, um für das Zimmer zu bezahlen. Ich zahl's dir später zurück, okay?“
„London? Ich dachte, du bist in Prag.“
„War ich auch, aber jetzt bin ich in London. Hier ist die Nummer. Mach die Reservierung unter dem Namen Diane Hall.“ Ich las die Nummer vor und wiederholte sie noch ein paar Mal, bis Sabrina sie sich endlich gemerkt hatte.
„Wer ist Diane Hall?“
Ich seufzte und sah zu, wie der Sekunden Countdown auf dem kleinen Bildschirm des Telefonapparats gnadenlos weiterlief.
„Ich. Es würde jetzt viel zu lange dauern, dir das zu erklären. Ich erzähl dir alles, wenn ich wieder zu Hause bin. Ruf einfach das Hotel an und tu so, als ob du meine Sekretärin bist, und bezahl für ein paar Tage ein Zimmer.“
Sie gähnte. „Dafür schuldest du mir aber mehr als nur Geld, Nelly.“
„Eine Flasche Wein und eine Schachtel Pralinen, versprochen. Ich muss aufhören, die Zeit ist gleich um. Vielen tausend Dank!“
Mitten in ihrer Antwort klickte es und wir waren getrennt. Ich hängte den Hörer ein, warf noch einen Blick auf die große Bahnhofsuhr und machte mich auf den Weg, um herauszufinden, wie lange ich wohl zu Fuß bis zum Dorchester Hotel brauchen würde.
Es wäre schön gewesen, wenn die spirituelle Verbundenheit mit einem Vampir alle möglichen Superkräfte mit sich bringen würde, aber ich fühlte mich kein bisschen anders als sonst, als ich mich auf das Hotelbett plumpsen ließ. Mein ganzer Körper zwickte und zwackte von der langen Wanderung, ich war völlig erschöpft und die Blase an meinem Zeh, die schon auf dem Weg zu Christians Schloss das Licht der Welt erblickt hatte, war nun zu voller Reife erblüht.
„Adrian hätte mir doch wirklich wenigstens so was wie eine besondere Widerstandsfähigkeit oder eine unglaubliche Technik zum Ausblenden von Schmerzen verleihen können“, schimpfte ich vor mich hin, als ich mich ins Badezimmer schleppte und mir mit letzten Kräften ein Bad einließ. „Großartig profitieren tu ich von unserem Handel ja nicht gerade. Die Ewigkeit mit einer schwächenden linken Körperhälfte, einem schiefen Lächeln und Blasen an den Füßen. Großartig.“
Ich schlief im warmen Wasser ein, aber es gelang mir, mich dabei nicht zu ertränken. Als ich mich endlich abgetrocknet hatte, ins Bett gekrabbelt war, eins der beiden Sandwichs und eine Orange gegessen hatte, die Belinda für mich eingepackt hatte, war ich völlig am Ende. Ich rappelte mich noch ein letztes Mal auf, um mich zu vergewissern, dass draußen im Hotelflur keine dunkeläugigen Vampire lauerten, stolperte ins Bett zurück und ließ mich in die weichen Kissen fallen. Nach wie vor machte mich die Sorge um Adrian krank und unruhig, trotz der Erschöpfung, aber ich tröstete mich damit, dass er ja schließlich schon seit ein paar Jahrhunderten auf sich selbst aufpasste; da würde er doch sicher mal ein paar Stunden allein zurechtkommen.
Er fehlte mir. Mir fehlte die Berührung seiner Gedanken, die warme Geborgenheit, die mir sein Körper schenkte. Mir fehlte die Art, wie sich seine Augenbrauen wölbten, wenn ich wieder mal etwas Haarsträubendes von mir gab. Mir fehlte die Art, wie sich seine Augen verdunkelten, wenn er erregt war, die Hitze, die er mit einem einzigen Schlag seiner Wimpern in mir entfachte, die Lust, die wir teilten, wenn unsere Körper und unser Geist miteinander verschmolzen. Aber am meisten fehlte mir jener Teil von mir, den er mit sich genommen hatte.
Es ist schwer zu schlafen, wenn sich dein Herz an einem anderen Ort befindet.
Sechs Stunden später humpelte ich (die Blase tat immer noch weh, trotz der drei Pflaster, die ich mir vom Reinigungspersonal des Hotels erbettelt hatte) die große Treppe zum Britischen Museum empor. Die Sonne war noch nicht untergegangen, aber ich hatte nur wenig geschlafen, trotz der Erschöpfung meines Körpers. Ich dachte, ich könnte mich genauso gut schon mal ein bisschen im Museum umschauen. Es konnte doch sicherlich nicht schaden, die Umgebung auszukundschaften, nur für den Fall, dass Christian oder Sebastian nach uns suchten.
Ich blieb im großen Innenhof an einem der Informationsschalter stehen und erkundigte mich nach dem Standort einer Elfenbeinfigur mit dem Kopf eines Greifs. „Er stammt aus Toprakkale“, fügte ich hilfreich hinzu, während die Dame einige Schlagwörter in den Computer eingab, um die umfangreiche Sammlung des Museums danach zu durchforsten.
Sie sah auf. „Wie buchstabiert man das?“
Ich sagte es ihr.
„Ich fürchte, dieser Gegenstand wird in einem besonderen Depotraum im Keller aufbewahrt, der für die Konservierung von Kunstgegenständen ausgerüstet ist. Für die Öffentlichkeit ist er nicht zugänglich.“
Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, innerlich. Meine Erinnerungen an das verfluchte Tuch, das schlussendlich zu Beths Tod geführt hatte, waren dergestalt, dass ich davon überzeugt war, dass jeder Gegenstand, der je mit einem Dämonenfürst in Berührung gekommen war, für nichts ahnende Betrachter ein Risiko darstellte. „Das ist in Ordnung, es macht mir nichts aus, mich jenseits der ausgetretenen Pfade zu bewegen, sozusagen. Wenn Sie mir einfach nur sagen, wo das ist -“
„Es tut mir leid, aber die Richtlinien des Museums schreiben vor, dass der Zutritt in einem solchen Fall ausschließlich Studenten mit Extragenehmigung und Gastforschern vorbehalten ist.“
„Perfekt! Ich bin Geschichtsdozentin an der Universität von Washington. Das macht mich doch wohl zur Gastforscherin, oder?“
„Oh“, sagte sie. Ihr Gesicht hatte sich bei meinen Worten beträchtlich aufgehellt. „Verfügen Sie über einen Berechtigungsnachweis?“
Meine hoffnungsfrohe Miene verdüsterte sich. „Ahem... Genau genommen, nein. Ich... äh... habe sie liegen lassen. In meinem Hotel. Und ich habe nicht viel Zeit, deshalb würde ich mir diese Figur wirklich gerne noch heute Nachmittag ansehen.“
„Wir müssen darauf bestehen, gewisse Nachweise vorgelegt zu bekommen“, sagte die Frau entschieden. „Haben Sie irgendetwas dabei, das Ihre Zugehörigkeit zu Ihrer Universität belegt?“
„Nein.“ Ich biss mir auf die Lippe. Ich war mit den Sicherheitsmaßnahmen in Museen vertraut genug, dass ich wusste, es würde nicht gerade leicht werden, in einen Lagerraum einzubrechen. Ich hätte es wirklich vorgezogen, einfach hineinspazieren zu können. „Oh! Jetzt fällt mir etwas ein! Die Website der Uni. Auf meiner Seite ist ein Bild von mir. Würde das ausreichen?“
„Na ja -“
„Sie können nachsehen. Sie beginnen auf der Homepage der Uni und klicken sich vor bis zum Historischen Seminar. Mich finden Sie in der Mittelalterlichen Geschichte.“
„Ich bin nicht sicher -“
Ich lächelte mein gewinnendstes Lächeln und versuchte mich daran zu erinnern, was Adrian getan hatte, als er meine Kräfte dazu benutzt hatte, einem Zollbeamten im Zug von Tschechien nach Deutschland einen kleinen mentalen Anstoß zu geben.
„Ich wüsste es wirklich sehr zu schätzen.“ Ich versuchte der Frau das Gefühl von Vertrauen und Zustimmung zu übermitteln.
„Es wäre überaus wichtig für meine Forschungen, wenn ich einen Blick auf die Statue werfen könnte.“
„Also schön“, stimmte sie zu. Dann blinzelte sie ein paar Mal, bevor sie damit begann, sich durch verschiedene Websites zu klicken, um die Seite der entsprechenden Fakultät zu finden. Ich dankte dem Himmel, dass die Universität beschlossen hatte, unsere Fotos ins Netz zu stellen, und nachdem ich der Frau zugestimmt hatte, dass Passfotos in der Tat nur selten schmeichelhaft waren, machte ich mich davon - mitsamt einem befristeten Ausweis, der mich als Gastforscherin auswies und mir somit den größten Teil der Räume mit Zugangsbeschränkungen öffnen würde.
Mit einem Plan des Museums in Händen, wanderte ich durch den Innenhof zur Nordtreppe. Ab und zu blieb ich stehen, hielt die Karte hoch und schaute mich um, so als ob ich mich zu orientieren suchte. Niemand schien sich für mich zu interessieren, und Christian oder Sebastian konnte ich auch nirgends entdecken. Aber wenn es stimmte, was Allie gesagt hatte (und das würde es wohl, denn auch Adrian hatte mir erklärt, dass er nun, nachdem unsere Vereinigung vollzogen war, schwaches Sonnenlicht ertrug), würde Sebastian zu dieser Tageszeit noch nicht unterwegs sein.
Nachdem ich im Keller angekommen war, zeigte ich meinen Ausweis an drei verschiedenen Kontrollpunkten vor, bevor ich in einen Abschnitt des Museums eingelassen wurde, den man vor Kurzem zu Depoträumen umgebaut hatte. Ich kam an einer Werkstatt für Restaurationsarbeiten vorbei, einem Raum, der ausschließlich der Lagerung japanischer Keramik diente, und einigen Räumen, die mit Rüstungen angefüllt waren, bei deren Anblick es mich förmlich in den Fingern juckte, sie zu untersuchen, aber der Gedanke an Adrian hielt meine Füße auf Kurs: Ich war auf dem Weg zum allerletzten Raum, in dem, wie die Dame an der Information mir mitgeteilt hatte, Asmodeus' Statue aufbewahrt wurde.
Plötzlich, gerade als ich eine Stahltür passieren wollte, die in ein Treppenhaus führte, wurde ich gepackt und eine Hand drückte sich auf meinen Mund. Ich wurde rücklings durch die Tür auf eine düstere Treppe gezerrt. Der feste Griff dämpfte meinen Schreckensschrei, aber als ich die Zähne bleckte, um in die Finger zu beißen, die meinen Mund bedeckten, erfüllte leises Lachen meinen Kopf.
Ich habe gar nichts dagegen, dass du mich beißt, Hasi, aber ich kann mir eine Menge besserer Stellen vorstellen als meine Hand.
„Adrian!“, quietschte ich unter seiner Hand, wirbelte herum und warf mich auf die dunkle Gestalt. Ein Stöhnen entfuhr ihm, als er von der Wucht meines Körpers gegen eine Wand gedrückt wurde, aber er beschwerte sich nicht, sondern presste seine Lippen sofort auf meine. Er schmeckte wunderbar, heiß und nach Adrian. Ich lächelte, als wir uns küssten.
Seine Zunge schlang sich um meine, beherrschte meinen Mund auf eine Art und Weise, bei der mir unweigerlich die Knie weich wurden. Ich schmiegte mich noch enger an ihn, wünschte mir nichts sehnlicher, als körperlich und geistig mit ihm zu verschmelzen. Seine Arme drückten sich fest um mich, und sogar durch den dicken Wollstoff seines Mantels und der Kleidung, die er darunter trug, konnte ich seine Hitze spüren. Leidenschaft breitete sich wellenförmig um uns aus, wogte gegen mich, bis ich an nichts anderes mehr denken konnte als an mein körperliches Verlangen nach ihm.
„Du bist hungrig“, stellte ich fest, nachdem es mir gelungen war, meine Lippen von den seinen zu lösen. „Ich kann fühlen, wie es an dir nagt. Mir geht es genauso... „
Meine Augen ließen ihn wissen, welche Art von Hunger ich meinte. Als Antwort wurden seine indigoblau. „Hasi, nichts würde mir mehr Vergnügen bereiten, als dich gleich hier zu nehmen, gegen diese Wand gelehnt, aber wir müssen uns beherrschen. Unsere Begegnung mit Dante heute Morgen bedeutet, dass er mit Saer zusammenarbeitet. Ohne jeden Zweifel werden die beiden mit Verstärkung zurückkehren. Ich habe den Raum gefunden, in dem Damian gefangen gehalten wird. Am besten befreien wir ihn und fliehen, bevor die Sonne endgültig untergegangen ist.“
„Na gut, dann werde ich dir eben nicht die Kleider vom Leib reißen und gleich hier auf den Stufen über dich herfallen, aber du könntest wenigstens mein Blut trinken. Das dauert höchstens ein oder zwei Minuten, und ich habe das unbestimmte Gefühl, dass du besser voll getankt sein solltest, wenn ich Asmodeus' Ring benutze.“
Sein Blick streifte mich zärtlich, als ich meinen Kopf nach hinten neigte, dann spürte ich seine weichen Lippen auf meiner Haut, während er etwas auf Deutsch murmelte. Ich hielt vollkommen still, meine Arme hingen schlaff hinunter, mein Rücken war gegen die kalte Ziegelwand gepresst. Jede Faser meines Körpers wartete angespannt auf jenen besonderen Augenblick des Schmerzes, wenn er seine Zähne in mich versenkte. Seine Zunge strich wie Feuer über meine Haut und dann fühlte ich ihn, den stechenden, heißen Schmerz, der sich in ein Gefühl der Euphorie verwandelte, das mit nichts vergleichbar war, was ich vor Adrian je erlebt hatte. Nie würde ich die Worte finden, die dieses Erleben beschreiben könnten.
Während er den einen Hunger stillte, wuchs in ihm ein anderer, der in seiner Art dem meinen entsprach. Beide vereinigten sich zu etwas, das bloßes Verlangen weit übertraf und einen Urtrieb bildete, der mich nahezu überwältigte. Adrian stand ganz dicht bei mir; sein Körper beschirmte mich, berührte mich aber nicht. Seine Hände - zu Fäusten geballt -waren zu beiden Seiten meines Kopfes gegen die Wand gestemmt, sein Mund bildete die einzige Brücke zwischen uns. Das Gefühl seiner Lippen auf meiner Kehle vereinte sich mit der tief reichenden Befriedigung, die er verspürte, als er mich in Besitz nahm, und verwandelte sich dann in etwas dermaßen Sinnliches, dass die bloße Berührung seiner Haare an meinem Gesicht, sein undefinierbarer Duft und das Gefühl seines Mundes auf meinem Hals mich an einen Punkt brachten, dass ich davon überzeugt war, jederzeit zum Höhepunkt zu kommen.
Ich dachte ernsthaft darüber nach, wie lange es wohl noch dauern würde, bis ich ihm die Kleidung vom Leib reißen und ihn lieben würde, als sein Mund mich zum letzten Mal liebkoste und sich widerwillig von mir löste.
„Du bist mein Leben, Hasi“, sagte er einfach, während er mit dem Daumen über die immer noch empfindlichen Nadelstiche auf meinem Hals fuhr, aber ich spürte deutlich die tiefe Dankbarkeit in ihm.
„Ich hoffe, du denkst daran, wenn du wieder mal darüber redest, dich Saer geschlagen zu geben“, erwiderte ich, wobei meine Stimme beinahe so zittrig wie meine Beine war. Der Akt hatte mich bis an den Band eines Höhepunktes getrieben und dort unerfüllt zurückgelassen. Mein Körper war gespannt wie eine Bogensehne und schrie nach Erleichterung.
Adrian runzelte die Stirn, während sein Daumen sanft wie eine Feder über die pulsierende Stelle strich, an der er mich gebissen hatte. Selbst wenn er jetzt nicht meine Gefühle und Gedanken lesen konnte, wusste ich, dass er spürte, wie mein Herz raste. „Nell -“
„Nein“, sagte ich. Ich stieß ihn fort, bemüht, die Kontrolle über Geist und Körper wiederzuerlangen. „Du hast recht, dies ist nicht der richtige Zeitpunkt. Aber wenn der endlich gekommen ist, Baby, mach dich auf was gefasst! Dir werden die Fangzähne klappern.“
Er grinste mich spitzbübisch an, während er mit einer Hand auf die Treppe deutete, die weiter nach unten führte. „Ich werde dich an dein Versprechen erinnern, Hasi. Damian befindet sich dort unten.“
„Wie bist du eigentlich hier hereingekommen?“, fragte ich, während wir die hässlichen, kahlen Stahlstufen hinabeilten. „Ich sehe gar keinen Besucherausweis an dir. Hast du dich unsichtbar gemacht oder dich hereingeschlichen, ohne dass dich jemand gesehen hat?“
Ich fühlte seine amüsiertes Mitleid auch ohne zu sehen, wie er den Kopf schüttelte. „Ich begreife wirklich nicht, wie du bloß immer auf diese lächerlichen Vorstellungen von uns Dunklen kommst. Ich kann mich nicht unsichtbar machen, Hasi. Ich hab mir einfach den Ausweis eines Angestellten geliehen.“
„Oh. Das ist so unromantisch. Mir gefiel der Gedanke, dass du dich unsichtbar machen kannst. Und wie steht es mit langen Haaren und einer Duttfrisur? Kannst du dich in einen alten Mann verwandeln, mit so einem riesigen weißen Dutt, wie der Typ im Dracula-Film?“
Er langte an mir vorbei, um eine schwere Stahltür zu öffnen, auf der Kunst und Antiquitäten: Lager stand. Seine Lippen zuckten trotz seiner Anstrengungen, nicht auf meine Sticheleien zu reagieren. „Eine mögliche Typveränderung werde ich mit dem größten Vergnügen später mit dir diskutieren, Hasi, aber im Augenblick sollten wir uns auf Damian konzentrieren und die Aufgabe, die vor uns liegt.“
„Weißt du was“, überlegte ich laut, während ich den hell erleuchteten Korridor hinter ihm hertrottete. Ein paar Leute warfen uns neugierige Blicke zu, als wir an ihnen vorbeikamen, aber ich setzte die gleiche geschäftsmäßige Miene auf wie Adrian und rückte meinen Ausweis zurecht, damit er deutlich sichtbar war. „Es gibt ein paar Ausdrücke, die ein Vampir einfach nicht in den Mund nehmen sollte. Typveränderung gehört eindeutig dazu. Das klingt einfach zu sehr nach Weichei.“
Schließlich blieb Adrian vor einer Tür stehen und blickte sich rasch um, bevor er sie öffnete und mir mit einem Winken zu verstehen gab, ich solle eintreten. Ich zögerte ein paar Sekunden lang, versuchte mich für das, was ich drinnen zu sehen bekommen würde, zu wappnen. Obwohl inzwischen so viel Zeit vergangen war, war die Erinnerung an die Tragödie, die sich vor zehn Jahren ereignet hatte, immer noch frisch. Eigentlich wollte ich so etwas nie wieder durchmachen müssen.
„Hasi“, sagte Adrian leise. Seine Finger streichelten meinen Nacken. Ich spürte großes Mitgefühl in ihm, aber seine Hoffnung war noch größer.
Ich nickte. „Okay, wir tun es.“
Der Raum war dunkel, aber Adrian schaltete das Licht ein, bevor ich ein, zwei Schritte weit gekommen war. Ich blickte mich um, während er eine Holzkiste zur Tür zog.
„Kannst du die Tür denn nicht abschließen?“, fragte ich. Ich rieb mir kräftig über die Arme, trotz meines Mantels fror ich. Der Raum war eiskalt, die Luft fühlte sich an wie in einem Kühlhaus. Ich weiß gar nicht, was ich eigentlich erwartet hatte, aber der Raum war genau das, was auf dem Schild angekündigt wurde: ein Lager. An den Wänden standen große Metallregale, die Schachteln und Kisten aus Holz enthielten; jede einzelne davon war gekennzeichnet: Inhalt, Datum und Inventarnummer. In einer der hinteren Ecken lehnte eine große Holzkiste schief an einer Wand; darunter waren drei kleinere, quadratische Kisten aufeinander gestapelt. Nirgends war ein kleiner Junge zu sehen.
„Ich musste das Schloss aufbrechen, um hineinzukommen. Kannst du die Tür mit einem Zauber schützen?“
In der Hoffnung auf ein bisschen Wärme, rieb ich mir weiter die Arme und warf einen Blick zurück auf die längliche Kiste. Ich ging ein paar Schritte darauf zu und blieb dann stehen. Die Kälte schien von dieser Kiste auszugehen. Außerdem strahlte sie noch etwas anderes aus: das wohlbekannte Gefühl von Todesangst und Entsetzen.
„Ich glaube nicht“, antwortete ich schließlich. Ich wollte fort von der Kiste, wollte mir Adrian schnappen und das ganze, verdammte Museum so schnell wie möglich verlassen.
„Damian ist da drin, nicht wahr?“
„Ja.“ Adrians Stimme war so bar jeder Emotion, dass ich den Blick von der Kiste losriss und ihn ansah.
Seine Augen waren bleich wie der Neumond.
„Ist er tot?“
„Nein. Er befindet sich in einem Zustand, den man als scheintot bezeichnen könnte. Er lebt nicht, aber er ist auch nicht tot.“
Ein Schaudern überlief mich, als ich mich wieder der Kiste zuwandte. „Ist das eine Fähigkeit, die Vampire beherrschen, oder ist es etwas, was Asmodeus ihm angetan hat?“
„Beides. Du musst ihm helfen, Hasi. Du bist seine einzige Hoffnung.“
„Ich weiß.“ Trotz der Kälte begann ich zu schwitzen. „Und ich werde es tun, Adrian. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um deinem Neffen zu helfen. Aber es ist nicht einfach.“
Er wollte etwas sagen, aber ich unterbrach ihn. Ich musste ihm begreiflich machen, dass ich mich nicht drücken wollte. Nicht komplett jedenfalls. „Der ganze Raum stinkt nach Asmodeus. Davon wird mir schlecht. Es ist genauso wie in der Nacht, als ich versuchte, das Altartuch von dem Fluch zu befreien und Asmodeus erschien und Beth umbrachte. Ich habe Angst, dass ich auch jetzt wieder versagen könnte. Ich will nicht, dass Damian stirbt. Und... ich will auch nicht sterben. Oder eine Matschbirne bekommen.“
„Damian wird nicht sterben, weil du nicht versagen wirst.“ Adrian legte den Arm um mich, sein Körper schmiegte sich warm und fest an meinen Rücken; sein Geist öffnete sich mir, sodass ich fühlte, wie viel Vertrauen er in mich setzte. Er flößte mir Entschlossenheit ein, beruhigte meine flatternden Nerven. „Ich würde es niemals zulassen, dass dir etwas zustößt. Der Ring wird dich beschützen. Er besitzt zahlreiche Kräfte und er wird verhindern, dass du dir selbst oder anderen Schaden zufügst, während du den Fluch aufhebst. Du kannst es schaffen, Hasi. Dies ist deine Bestimmung.“
Ich lehnte mich einen Augenblick lang an ihn, saugte seine Hitze, seine Entschlossenheit und seine Stärke auf, wärmte mich an seiner Zuversicht. Dann nickte ich, trat aus seiner Umarmung heraus und zog den Ring hervor, der bislang unter meinem Pullover verborgen um meinen Hals gehangen hatte.
Er war wieder warm, viel wärmer, als er von meiner Körperwärme eigentlich hätte sein dürfen. Ich streifte den Ring über meinen Daumen und stellte mich direkt vor die Kiste. Adrian trat vor und stellte sich neben mir auf. Ich nickte. Er entfernte den Deckel der Kiste mit einem Ruck: Zum Vorschein kam ein kleiner Junge, in Stroh gebettet. Die Augen des Jungen waren geschlossen, seine Haut wächsern.
Wenn Adrian mir nicht versichert hätte, dass er am Leben war, hätte ich geschworen, er sei tot. Meine Füße wollten mir nicht mehr gehorchen, wollten umkehren und aus dem Raum rennen. Doch ich trat vor, bis ich direkt neben der Kiste stand. Ich zitterte am ganze Körper, ohne Unterlass, als die Kälte mich einschloss, bis in meine Knochen kroch, mein Blut zum Stocken brachte, mein Herz verlangsamte...
„Hasi!“
Bei Adrians scharfem Ton richtete ich mich auf und mir wurde klar, dass es derselbe Zustand war, der auch den Jungen lähmte, der nun mit seinen Händen nach mir griff. Es war so kalt, dass es wehtat, dass meine Gelenke aneinander rieben, als ich mich bewegte, und Schmerz durch meinen Körper schoss. Ich ignorierte die Schmerzen und beugte mich vor, um das rote Muster des Fluches genauer zu untersuchen, der über dem Jungen lag.
„Buch.“ Ohne Adrian anzusehen, streckte ich meine Hand nach dem Zauberbuch aus, das er in seinem Rucksack verstaut hatte. Das kühle, in Leder gebundene Buch wurde mir in die Hand gelegt. Ich erinnerte mich an die Seite, die den Fesselungsfluch eines Dämonenfürsten betraf, und blätterte. Der Ring an meinem Daumen wurde enger, als ich die Worte des Zaubers sprach und die Symbole der Reinigung über dem Fluch in die Luft malte.
„Gesegnet seiest du, der du gebunden wardst. Durch meine Kunst wirst du geläutert werden. Durch mein Blut wirst du befreit werden. Durch meine Seele wirst du dich erheben. Ich hülle dich in Sanftmut, ich binde dich mit Liebe, Geborgenheit umgibt dich, unten wie oben.“
Der Ring umschloss meinen Daumen noch enger, als diese Worte für einen Moment in der Luft hingen. Ich fühlte, wie Adrian sich hinter mir bewegte, als ich mich näher zu dem Jungen beugte, nicht sicher, ob es nur meine Einbildungskraft war oder ob seine Haut tatsächlich nach und nach ihre wächserne Farbe verlor.
„Der strahlendste Segen erfülle dich heute Abend“, murmelte ich, während meine Hand über den Fluch hinwegglitt. Er leuchtete einen Moment lang glühend heiß auf, wurde immer dunkler, bis er sich in ein tiefes Weinrot verwandelt hatte. Der Ring war schwer, zog meine Hand nach unten, bis sie eine Ecke des Musters, das den Fluch bildete, berührte. Ich zuckte zusammen, als die Kälte des Fluchs meinen Arm entlang nach oben floss, kämpfte gegen die Stimme meines Selbsterhaltungstriebs, die in meinem Kopf gellte. Adrian verließ sich darauf, dass ich seinen Neffen retten würde. Ich konnte jetzt nicht feige kneifen. Also unterdrückte ich ein schmerzerfülltes Stöhnen, suchte den Anfang des Fluchs und folgte seinem verschlungenen Pfad mit dem Finger. Während ich den Fluch brach, glühte er zunächst schwarz auf und begann dann zu verblassen. Schmerz lähmte meinen Arm, kroch mit eisigen Klauen aufwärts, bis mein Körper so stark zitterte, dass auch mein Finger über dem Fluch bebte. Ich kämpfte, wollte mein Werk vollenden, wobei ich ängstlich darauf wartete, dass der leuchtend weiße Schmerz jeden Moment meinen Kopf durchbohren würde. Doch nichts geschah, aber das mochte einfach daran liegen, dass mein Körper bereits so viel Schmerz ertrug, wie er konnte, ohne dass ich das Bewusstsein verlor.
Ich fuhr damit fort, den Fluch aufzulösen, das Zauberbuch mit meiner linken Hand fest umklammert; meine Augen schwammen in Tränen des Schmerzes, die ich wütend wegblinzelte.
Kälte und Tränen machten mich fast blind, aber der Ring schien meine Hand zu führen, ohne auf meine Sicht angewiesen zu sein. Je mehr der Fluch sich auflöste, desto intensiver wurde die Kälte, bis es sich anfühlte, als ob ich splitterfasernackt mitten in der Arktis stünde. Ich biss die Zähne zusammen und sprach die letzten Worte, die sich an den Fluch selbst richteten. „Deine Macht ist zerschlagen. Dein Begehr ist vereitelt. Deine Finsternis ist offenbar. Alle, die durch dich gebunden, hört nun auf meine Stimme.“
Die letzte kleine Windung des Fluchs leuchtete schwarz auf; dann explodierte sie in einem weißen Blitz, der mich mit der Kraft der endgültigen Vernichtung des Fluchs zurückwarf und gegen Adrian schleuderte. Meine ohnehin schon halb blinden Augen wurden von dem Strahlen geblendet, das meinen Kopf, meine Seele durchdrang, den ganzen Raum mit einem Moment reinsten Glücks erfüllte.
„Was war das?“, hörte ich meine ungläubige Stimme fragen. Mein Körper prickelte immer noch von diesem wunderbaren Gefühl.
Adrian lehnte mich behutsam gegen eines der Metallregale und kehrte schnell wieder zu der Kiste zurück.
„Das war der Ring“, antwortete er, während er den Körper des Jungen aus der Kiste zog.
Ich rieb mir mit der linken Hand über die Augen, überrascht, dass der linke ausnahmsweise einmal der stärkere meiner Arme zu sein schien. Mein rechter Arm hing kalt und schwer an meiner Seite, alles Leben schien aus ihm gewichen. „Hat es funktioniert? Ist er am Leben? Ist der Fluch gelöst?“
Meine Sehkraft kehrte langsam wieder zurück, sodass ich sah, wie der Junge auf eigenen Füßen stand. Adrian hatte ihn in eine ungestüme Umarmung gezogen und bedeckte seinen Kopf mit zärtlichen Küssen.
Bei diesem Anblick stiegen mir gleich wieder die Tränen in die Augen. Solch ein liebevolles Wiedersehen mitzuerleben, das war schon das bisschen Schmerz und die ein oder andere Frostbeule wert. Wenn nur Saer sehen könnte, dass sein Sohn mit so viel Liebe begrüßt wurde!
Der Junge trat ein Stück zurück und drehte sich zu mir um. Er hatte das dunkle Haar und die blauen Augen seines Vaters, und sogar das familientypische Stirnrunzeln. „Papa, wer ist das?“
Bei seinen Worten klappte mir die Kinnlade herunter. „Papa?“